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Standard "Sturzprophylaxe" |
Definition: |
Unter Sturzprävention werden alle
Maßnahmen zusammengefasst, die entweder das Sturzrisiko
reduzieren oder die Folgen eines Sturzes mildern.
Darunter fällt etwa die Beurteilung der
Sturzrisikofaktoren, Einweisung von Bewohnern in die
Verwendung von Mobilitätshilfsmitteln, die Kontrolle der
Hör- und Sehfähigkeit sowie die Beseitigung von
potentiellen Unfallquellen. |
Grundsätze: |
- Mobilität ist die Basis für
eine größtmögliche Unabhängigkeit im Alter.
- Anders als bei jüngeren
Menschen sind Stürze für Senioren eine akute
Gefährdung der Gesundheit, insbesondere da eine
Schenkelhalsfraktur droht. Folglich hat die
Vermeidung von Stürzen oberste Priorität.
- Wir arbeiten eng mit den
Hausärzten unserer Bewohner zusammen.
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Ziele: |
- Korrekte Bestimmung des
Sturzrisikos
- Der Bewohner meidet unnötige
Sturzrisiken.
- Die Wohnumgebung bietet eine
maximale Sicherheit.
- Minimierung der
gesundheitlichen Folgen eines Sturzes, sofern sich
dieser nicht verhindern ließ.
- Schutz der Einrichtung und
der Pflegekräfte vor Schadensersatz- und
Schmerzensgeldansprüchen.
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Vorbereitung: |
- Das Pflegepersonal wird
regelmäßig zum Thema Sturzprävention fortgebildet.
- Das Pflegepersonal wird
regelmäßig über aktuelle Hebe- und Transfertechniken
informiert.
- Wir beschaffen regelmäßig
aktuelle Literatur zum Thema Sturzprävention.
- Alle Bewohner erhalten die
notwendigen Mobilitätshilfen.
- Für alle Bewohner werden
ausreichend Hüftprotektoren bereitgestellt.
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Durchführung: |
Beratung |
- Jeder Bewohner sowie seine
Angehörigen werden regelmäßig über das individuelle
Sturzrisiko informiert.
- Bei Bewohnern, die ihr Sturz-
und Verletzungsrisiko grundlegend falsch
einschätzen, erfolgt eine intensivere Beratung.
- Bewohner werden auf das
richtige Verhalten nach einem Sturz hingewiesen:
Ruhe bewahren. Nicht zu schnell aufstehen, besser um
Hilfe rufen und auf das Eintreffen der Pflegekräfte
warten.
- Bewohner werden angehalten,
die Handläufe zu verwenden.
- Bewohner werden zur
Besonnenheit gemahnt. Hektische Bewegungen, etwa
wenn das Telefon klingelt oder die Blase drückt,
sind eine der Hauptursachen für Stürze.
- Die Bewohnerinnen werden
darauf hingewiesen, dass bei zu langen Kleidern eine
erhöhte Sturzgefahr besteht.
- Bewohner mit hohem
Sturzrisiko werden aufgefordert, nicht die Treppe
sondern den Aufzug zu nutzen.
- Wir weisen Rollstuhlfahrer
auf besondere Sicherheitsmaßnahmen hin. Etwa:
- Vor dem Ein- und
Aussteigen werden alle Bremsen festgestellt.
- Sollte eine Bremse einen
Defekt haben, darf der Rollstuhl nicht mehr
genutzt werden, bis eine Reparatur erfolgt.
- Beim Transfer werden die
Fußstützen weggeklappt.
- Wenn der Rollstuhl beim
Transfer häufig nach vorne wegkippt, wird er mit
einer entsprechenden Kippsicherung oder mit
Gewichten an der Rückseite ausgestattet.
- Ggf. wird der Rollstuhl
mit einer rutschfesten Sitzauflage ausgestattet.
- Zusätzlich erhalten Bewohner
mit hohem Sturzrisiko ein entsprechendes
Informationsschreiben.
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organisatorische Faktoren |
- Auf den Fluren und
Bewohnerzimmern dürfen sich keine Hindernisse
befinden (etwa: Wassereimer der Reinigungskräfte
oder mittig geparkte Pflegewagen).
- Instabile
Einrichtungsgegenstände werden nach Möglichkeit
entfernt (Schemel, leichte Blumensäulen usw.)
- Verschüttete Flüssigkeiten
werden sofort und vollständig aufgewischt und der
Boden gründlich getrocknet.
- Es gibt keine rutschigen
Bodenbeläge oder lose Teppichkanten.
- Auf dem Boden liegen keine
ungeschützten Kabel.
- Stufenkanten werden mit
Antirutschprofil versehen und farbig markiert.
- Der Fußboden ist so
beschaffen, dass er nicht spiegelt und somit nass
wirkt.
- Flure und Zimmer sind gut
ausgeleuchtet. Das gilt ganz besonders für den Abend
und die Nacht.
- Die Höhe des Bettes ist
individuell an den Bewohner angepasst. Er muss
leicht ein- und aussteigen können.
- Wir wägen regelmäßig ab, ob
die Vorteile einer Anti-Dekubitus-Matratze (Schutz
vor Druckgeschwüren) die Nachteile überwiegen (ggf.
höhere Sturzgefahr). Wir überprüfen regelmäßig, ob
die verwendeten Matratzen das Sturzrisiko erhöhen
(zu weiche und zu stark nachgebende Matratzen).
- Wir überprüfen regelmäßig, ob
die Nutzung von Bettgittern eine angemessene
Risikominderung erbringen könnte.
- Die Räder jedes Pflegebettes
sind stets arretiert.
- An jedem Bett gibt es einen
Lichtschalter (z.B. Nachttischlampe). Die
Funktionsfähigkeit des Lichts wird regelmäßig
überprüft.
- Pflegekräfte achten auf
defekte Beleuchtung. Durchgebrannte Leuchtkörper
werden entweder selbst gewechselt, oder der
Hausmeister wird damit beauftragt.
- In der Nacht wird das
Nachtlicht verwendet.
- Wir kontrollieren regelmäßig
die Leichtgängigkeit der Zimmertüren, Fenster und
Schranktüren.
- Im Badezimmer gibt es
zusätzliche Haltegriffe. Die Festigkeit von allen
Haltegriffen wird regelmäßig überprüft.
- Auf längeren Fluren steht
eine Sitzmöglichkeit bereit.
- Die Funktionsfähigkeit der
Notrufanlage wird regelmäßig überprüft.
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körperliche Einschränkungen, die das
Sturzrisiko erhöhen |
- Es wird erfragt, ob es vor
dem Heimaufenthalt bereits Stürze gab (zu Hause, im
Krankenhaus).
- Es wird geprüft, ob vom
Hausarzt bereits ein erhöhtes Sturzrisiko
diagnostiziert wurde.
- Es wird geprüft, ob bei
Bewohnern Gangstörungen erkennbar sind (etwa:
Haltungsstörung, Gangunsicherheit).
- Das Ausscheidungsmuster wird
regelmäßig kontrolliert. Inkontinenz oder
nächtlicher Harndrang erhöhen das Sturzrisiko. Bei
Veränderungen wird die Pflegeplanung entsprechend
angepasst und der Bewohner wird häufiger besucht.
- Bewohner mit nächtlichem
Harndrang werden ggf. stets auf die Toilette
begleitet.
- Es wird geprüft, ob bei
Bewohnern Sehstörungen oder Augenerkrankungen
bekannt sind. Die Auswirkung einer dementiellen
Erkrankung auf die Sturzgefahr wird regelmäßig
überprüft. Ggf. wird ein Facharzt für Geriatrie oder
Psychiatrie konsultiert.
- Es wird geprüft, ob der
Bewohner Medikamente einnimmt, die als Nebenwirkung
u. a. auch Schwindel oder niedrigen Blutdruck
verursachen können.
- Die unteren Extremitäten
werden regelmäßig auf etwaige Funktionsstörungen
überprüft (Muskelschwäche, Arthrose, periphere
Neuropathie, Fußdeformitäten). Es wird geprüft, ob
Bewohner insbesondere Probleme mit den Füßen haben
(etwa: Hühneraugen, Hammerzehen oder eingewachsene
Nägel)
- Es wird geprüft, ob ein
Bewohner aus eigenem Antrieb oder aber ohne ersichtlichen
Grund verstärkt Gehhilfen nutzt.
- Es wird geprüft, ob ein
Bewohner Angstreaktionen bei weiten Gehstrecken
zeigt.
- Wenn ein Bewohner unter
Depressionen leidet, achten die Pflegekräfte
verstärkt auf alle krankheitsbegleitenden Faktoren,
die Stürze begünstigen. (Schlaflosigkeit,
Gewichtsverlust, Irritierbarkeit usw.)
- Es wird geprüft, ob ein
Bewohner untergewichtig ist. (BMI unter 20 Punkte)
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Dokumentation |
- Das Sturzrisiko jedes
Bewohners wird in seiner Pflegeplanung
berücksichtigt. Die notwendigen Maßnahmen werden
aufgeführt.
- Alle Stürze werden genau
dokumentiert mittels des Protokolls "Sturz eines
Bewohners".
- Die Sturzhäufigkeit der
Bewohner der Einrichtung wird statistisch
ausgewertet. Berücksichtigt werden folgende
Faktoren:
- Sturzquote, also die Zahl
der Stürze in Relation zu der Bewohneranzahl
- Verletzungsquote, also
die Anzahl der Stürze mit Verletzungsfolgen in
Relation zur Gesamtzahl der Stürze.
- Schwerverletzungsquote,
also die Anzahl der Stürze mit schweren
Verletzungen (Frakturen oder gravierender) in
Relation zur Gesamtzahl der Stürze.
- Prozentsatz der Bewohner,
die einen Hüftprotektor tragen
- Häufigkeit von
Fixierungsmaßnahmen, die durch das Sturzrisiko
notwendig wurden
- Häufigste Zeiten für
Stürze (morgens, mittags, abends, nachts)
- Qualität der
Sturzrisikoerfassung, also etwa wie häufig
Bewohner gestürzt sind, für die nur ein geringes
Sturzrisiko errechnet wurde
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Pflege und Betreuung |
- Jeder bettlägerige Bewohner
erhält ein Stehtraining vor dem Bett.
- Jeder Bewohner erhält nach
längerer Bettlägerigkeit ein Mobilitätstraining.
- Rollstuhlfahrer werden zum
"Rollstuhlgehen" ermuntert, also dazu, den Rollstuhl
mit den Beinen vorwärts zu bewegen (mit entfernten
Fußstützen).
- Bei Bewohnern wird konsequent
auf Erschöpfungszeichen und ggf.
Alkoholisierungszustände geachtet.
- Bewohner werden zum Trinken
angeregt. (Dehydration fördert Stürze)
- Bewohner sind grundsätzlich
mit festem Schuhwerk unterwegs und nicht mit
"Hausschlappen". Auch innerhalb des Hauses sollten
nur feste Schuhe mit einer rutschfesten Sohle
getragen werden.
- Viele Bewohner haben nachts
die Angewohnheit wegen ihrer kalten Füße Socken
anzuziehen. Statt normaler Socken können auch
Antirutschsocken angezogen werden. Das vermindert
das nächtliche Sturzrisiko.
- Gefährdete Bewohner tragen
einen "Hüftprotektor". Die dünnen Kunststoffschalen
werden unter der Kleidung getragen und schützen die
Knochen. Bei einem Sturz erleidet der Bewohner im
schlimmsten Fall ein paar Blutergüsse. Ein Bruch
aber ist sehr unwahrscheinlich.
- Sollte das Tragen von
Hüftprotektoren seitens der Bewohner auf
Akzeptanzprobleme stoßen, kann ein Kompromiss
gewählt werden. Also etwa das Tragen des
Hüftprotektors nur während bestimmter risikoreicher
Tageszeiten. Zudem werden Bewohner ermuntert, die
Kleidung so zu wählen, dass diese genug Platz für
den zusätzlichen Protektor bietet. Die
Sitzgelegenheiten sollen so weich gepolstert sein,
dass man diese trotz Hüftprotektor bequem nutzen
kann.
- Rollstühle, Toilettenstühle
und bewegliche Transportgeräte werden immer
festgestellt, auch wenn diese nicht benutzt werden.
- Die Funktionsfähigkeit von
Stöcken, Rollstühlen, Beinprothesen, Schuhen,
Brillen, Hörgeräten sowie anderen Gehhilfen wird
regelmäßig überprüft.
- Gegenstände, die der Bewohner
regelmäßig benötigt, werden stets in seine Nähe
gestellt.
- Wir führen mit den Bewohnern
regelmäßig Übungen durch, die das Sturzrisiko
reduzieren. Etwa:
- Hüftkreisen
-
Gewichtsverlagerungsübungen von einem Fuß auf
den anderen
- Das Drehen des Kopfes bis
zur Schulter
- Vorwärts gehen mit
besonders großen Schritten, mit plötzlichen
Stillständen, mit zusätzlichen Kopfbewegungen
usw.
- seitwärts gehen
- Gehübungen mit einem
Luftballon, einem Handtuch usw.
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Weiteres |
- Bei der Belegung der
Bewohnerzimmer werden Senioren mit hohem Sturzrisiko
nach Möglichkeit in der Nähe des Stationszimmers
untergebracht.
- Die angebotenen Speisen sind
reich an Calcium. Bei Bewohnern, die sich nicht
regelmäßig an der frischen Luft bewegen, sollte
zusätzlich Vitamin D gegeben werden. Dieses Vitamin
sorgt für eine verbesserte Aufnahme des
Knochenminerals Calcium aus dem Dünndarm. Es wirkt
folglich dem Knochenabbau entgegen.
- Nach jedem Sturz wird der
Bewohner von einem Arzt untersucht.
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Nachbereitung: |
- In unserem Qualitätszirkel
wird das Thema Sturzprophylaxe regelmäßig
thematisiert.
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Dokumente: |
- Pflegedokumentation
- Protokoll "Sturz eines
Bewohners".
- Statistiken zu Sturzvorfällen
in der Einrichtung
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Qualifikation / Verantwortlichkeit: |
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